Was macht eigentlich ein/e Steuerfachangestellte/r?

Im Gespräch mit Vanessa Schmidt, Steuerfachangestellte bei der Steuerkanzlei WMS in München, erhalten wir Einblicke in den Berufsalltag einer Steuerfachangestellten.

Frau Schmidt - wie sieht ein Tag in Ihrem Leben als Steuerfachangestellte aus?

Ich beginne meinen Arbeitstag normalerweise mit dem E-Mail-Verkehr, z.B. den Auswertungen der Buchhaltung für die Banken z.B. vor Jahresabschlüssen oder mit der Beantwortung von Fragen meiner Mandanten zu Zahlungen an das Finanzamt. Auch Fragen zur Lohnbuchhaltung oder zu Rechnungen aus dem Ausland, die allgemeinen Korrespondenzaufgaben, Umsatzsteuervoranmeldungen oder auch die Bearbeitung von Steuererklärungen stehen vormittags auf meiner To-Do-Liste.

Generell müssen buchhalterische Anfragen grundsätzlich bis zum 10. des Monats und lohnsteuerrechtliche Arbeiten bis zum 20. eines jeden Monats abgeschlossen sein.

Arbeiten Sie in einem Einzelbüro oder in einem Großraumbüro?

Unsere modernen Büros sind auf 2 Mitarbeiter pro Raum aufgeteilt. Das ist für mich optimal, da man in Ruhe arbeiten kann und sich trotzdem mit dem Kollegen bei Fragen austauschen kann.

Wieviele Mandanten betreuen Sie persönlich?

Monatlich zwischen 10 und 12 Mandanten. Mit den Steuererklärung komme ich auf 13 bis 15 Mandanten, die ich im Monat betreue.

Wenn die grundsätzliche und dringliche Korrespondenz und Verwaltung erledigt ist, kümmere ich mich um das Abarbeiten der Fälligkeitstermine wie z.B. der Jahresabschlüsse, damit es am Ende des Jahres nicht so stressig wird. Konkret geht es hier z. B. um Optimierungsmöglichkeiten in der Buchhaltung im Sinne des Mandanten.

Ich habe hierbei den persönlichen Ehrgeiz, die Buchungen so zu optimal einzurichten und vorzubereiten, dass ich selbst auch gerne dort buchen würde. Auch die Umstellung der Mandanten-Buchhaltungen auf „Unternehmen online“ gehört zu meinem Aufgabenbereich. Die Digitalisierung im Sinne unserer Mandanten hält auch in der Steuerberatung mehr und mehr Einzug.

Führen Sie diese Aufgaben alle in Eigenregie durch?

Ja, ich organisiere meinen Arbeitsplan in Eigenregie und in eigener Verantwortung.

Welche Aufgaben werden bei WMS im Team erledigt?

In einem kleinen Team erfolgen die Jahresabschlüsse und Steuererklärungen. Hier arbeiten wir nach dem 4-Augen-Prinzip. Eine finale Qualitätskontrolle erfolgt immer durch die Steuerberater in Absprache mit den Mandanten. Wenn alles geklärt und freigegeben ist, bin ich wieder für die Übermittlung der Daten an das Finanzamt im Rahmen meiner Mandantenbetreuung verantwortlich.

Aus dem gesamten Team bei WMS kann ich mir jederzeit fachliche bzw. kollegiale Unterstützung holen, sei es bei Fragen in Bereichen, in denen ich mich noch nicht so auskenne oder bei außergewöhnlichen oder komplexeren Fragestellungen von Mandanten. Hier kann ich immer auf erfahrene Mitarbeiter zugreifen und mich mit ihnen beraten.

Darüberhinaus stellen wir jeweils Kompetenzteams zusammen, wenn es besondere Veränderungen im Steuerrecht gibt, wie jetzt z.B. bei der Grundsteuerreform. Hierzu wurde bei WMS ein Team zusammengestellt, dass sich mit den anstehenden Anforderungen beschäftigt und das Wissen hinterher an alle Mitarbeiter weitergibt.

Hier bei WMS nutzen wir Teamarbeit auch, um neue Themen zu erarbeiten oder interne Schulungen zu bestimmten Fachthemen z.B. Neuerungen bei der Lohnabrechnung vorzubereiten.

Wenn eine Schulung für alle Mitarbeiter interessant ist, können sich alle Mitarbeiter in die interne Schulung setzen oder auch vom Homeoffice zuschalten. So bleiben alle Mitarbeiter auf dem neuesten Wissensstand.

Zur Optimierung unserer Fachbereiche haben wir ebenfalls Kompetenzteams pro Bereich gegründet. Das ist sehr effizient Auch bei externen Seminaren einzelner Mitarbeiter kann das Know-how an alle Mitarbeiter in Form einer internen Schulung weitervermittelt werden.

Buchhaltung bzw. das Buchen von Zahlen ist auf den ersten Blick immer mit dem Image verbunden, dass es langweilig ist. Was fasziniert Sie an der Buchhaltung als Steuerfachangestellte?

Ich liebe es, wenn etwas perfekt organisiert und strukturiert ist. Nur dann kann ich die bestmögliche Transparenz liefern, die letztendlich dem Mandanten entsprechende Klarheit verschafft. Aus sauber und präzise aufbereiteten Daten lässt sich eine kreative Steuerberatung und unternehmerische Planung entwickeln, die alle relevanten Aspekte verlässlich berücksichtigt.

Welche Interessen muss ein Mitarbeiter mitbringen, um als Steuerfachangestellte glücklich zu werden?

Das Interesse an Mathematik bzw. am Umgang mit Zahlen und die Logik dahinter müssen Spaß machen. In der Steuerberatung spielen viele unterschiedliche Faktoren und Themen eine wichtige Rolle. Der Beruf Steuerfachangestellte ist entsprechend abwechslungsreich.

Auch der Umgang mit Menschen, d.h. die Betreuung von Mandanten sollte ein Herzenswunsch sein. Für mich ist das sehr wichtig und sehr interessant, da ich verschiedene Branchen betreue.

Welche Branchen betreuen Sie als Steuerfachangstellte?

Ich betreue Ärzte, Hebammen, Handelsunternehmen, Facility Manager, Bauunternehmen, Mandanten aus der Sportbranche sowie IT-Unternehmen, also eine sehr interessante Bandbreite.

In Kürze steht eine Sozialnachweisprüfung bei einem unserer Mandanten bevor. Die Prüfer kommen in diesem Fall einmal nicht zum Mandanten, sondern zu uns in die Kanzlei und werden von uns betreut. Ich bin schon sehr gespannt, da ich hier wieder viel lernen kann.

 

Zur Interviewpartnerin:

Vanessa Schmidt absolvierte ihre Ausbildung als Steuerfachangestellte bei der Steuerberatungsgesellschaft Dr. Wasmer, Mazur, Kraml Partnerschaft mbH (WMS) und wurde im Anschluss als Steuerfachangestellte in die Kanzlei übernommen.