Ein Tag im Leben eines Steuerberaters

Im Interview mit Nils Mazur blicken wir hinter die Kulissen. Welche Themen beschäftigen einen Steuerberater? Wie geht er mit besonderen Herausforderungen als Führungskraft und Berater um? Welche Skills sollte ein Steuerberater mitbringen?

Herr Mazur, macht Ihnen der Beruf Steuerberater Spaß?

Ja, das kann ich mit Gewissheit bestätigen. Ich habe es mit der Berufswahl gut erwischt. Der Beruf als Steuerberater ist sehr innovativ, kreativ und vielseitig. Auch perspektivisch gesehen ist die Berufswahl sehr interessant, da krisenfest und zukunftssicher.

Was sind Themen als Steuerberater, die Sie besonders interessieren?

Der Kontakt mit den Mandanten steht im Vordergrund. Als Steuerberater sehen wir das Herzstück des Unternehmens, bekommen sehr tiefe Einblicke und entwickeln ein sehr enges Vertrauensverhältnis zu unseren Mandanten. Wir verfolgen und begleiten den Weg des Mandanten oder des Unternehmens als Teil des Ganzen. 

Dabei lerne ich als Steuerberater ganz unterschiedliche Branchen kennen und stehe entsprechend vielen unterschiedlichen, spezifischen Anforderungen gegenüber. Das macht das Ganze extrem vielseitig und interessant und bietet mir die Möglichkeit, mich permanent weiterzuentwickeln.

Klar, habe ich mit vielen Zahlen zu tun, die aber wiederum wichtige Informationen und Hintergründe für eine erfolgreiche Beratung liefern. Als erfahrener Steuerberater kommen dann mehr und mehr unternehmerische Themen und mehr Beratungsanforderungen hinzu, die hochinteressant sind.

Können Sie Beispiele für die Beratungsaufgaben als Steuerberater nennen?

Gerne, ein Mandant z.B.
dessen Geschäftsbetrieb in verschiedene, ganz unterschiedliche Sparten unterteilt ist, war mit seinen Unternehmenszahlen im zunehmenden Maße unzufrieden. Wir haben uns daraufhin seine Geschäftsfelder im Detail angeschaut und dann zusätzlich zur Buchhaltung für jede Sparte Kostenstellen eingerichtet. Die Folge war, dass er den wirtschaftlichen Erfolg für jeden einzelnen Unternehmensbereich monatlich einsehen konnte und damit Transparenz darüber hatte, wo seine Profitcenter sind und in welchen Bereichen er Geld verliert. Unser Mandant hat diese Erkenntnis genutzt, indem er die starken Bereiche ausgebaut und die schwachen Geschäftsfelder zum Teil geschlossen und zum Teil kosten- und umsatzbezogen umgebaut hat. Er konnte seinen Unternehmenserfolg mit diesen Maßnahmen deutlich steigern.

oder ein Beispiel zu einer Beratung außerhalb unserer klassischen Kernbereiche:

Wir begleiteten einen unserer Mandanten bei seinen Finanzierungsgesprächen mit der Bank. 
Der Mandant fühlte sich von seiner Hausbank nicht ausreichend unterstützt. Wir haben dann gemeinsam mit ihm eine neue Hausbank gesucht und uns aktiv in die Kommunikation mit der Bank  eingeschaltet. Es hat sich gezeigt, dass wir die Unternehmensziele und die Geschäftsideen unseres Mandanten der Bank gegenüber viel besser erklären konnten als er selbst und zusätzlich war es uns möglich, im Zuge der Aufbereitung seiner betriebswirtschaftlichen Zahlen aus der Finanzbuchhaltung und der Aufstellung von Planzahlen, seine Positionen fundiert zu untermauern. Auf diese Weise konnte er seine gesamte Unternehmensfinanzierung umstellen und hatte dadurch viel mehr Freiraum, um seine unternehmerischen Visionen zu verwirklichen.

Neben der Beratung konzentriere ich mich heute als Unternehmer auch konkret auf das Ziel, die Marke WMS nach vorne zu bringen.

Welche Termine nehmen Sie heute als Steuerberater war?

Heute morgen steht die Besprechung eines Jahresabschlusses auf dem Programm. Ein Meeting mit einem mir sehr vertrauten Mandanten, der verschiedene Unternehmen und Stiftungen erfolgreich gegründet hat. Ich habe seinen Werdegang über Jahre als sein persönlicher Steuerberater begleitet und konnte zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Sein Erfolg und seine Wertschätzung motivieren mich natürlich sehr.

Danach steht eine Teamsitzung im Rahmen unserer WMS-Arbeitsgruppen an. Wir haben bei WMS zu fachlichen Themen wie Einkommenssteuer, Lohnabrechnung, Finanzbuchhaltung, Erbrechtsteuer oder auch zu internationalem Steuerrecht passende Kompetenzteams gegründet. 

In diesem jeweiligen Team wird das Fachthema im Detail bearbeitet, bestehende Prozesse werden hinterfragt, optimiert, Erfahrungen ausgetauscht und neue Informationen oder Regelungen vermittelt. Auch in den organisatorischen Bereichen von WMS haben wir entsprechende Kompetenzteams eingerichtet.

In meiner heute im Kalender stehenden Teamsitzung beschäftigen wir uns mit dem Thema Grundsteuern: Wir haben ein Projektteam aus unseren Mitarbeitern gebildet, um den Prozess zu strukturieren, den Zeitablauf festzuhalten und die IT sowie die relevanten Fragen für einen reibungslosen Ablauf im Sinne unserer Mandanten zu klären. Meine Aufgabe als Führungskraft ist es, mich hier einzubringen, um die Entwicklung voranzutreiben.

In einer weiteren Teamsitzung wird es um die generelle Optimierung in der IT sowie in der Lohn- und FIBU gehen. Wir hinterfragen kritisch die bestehenden Abläufe bei WMS und versuchen sie dort, wo es sinnvoll ist, zu optimieren.

Nach diesem Meeting erfolgt ein weiteres Beratungsgespräch. Hier geht es um die Nachfolgeplanung bei einem Unternehmen mit Konzernstruktur. Ein sehr interessantes und anspruchsvolles Projekt, das über viele Monate andauert, da das Unternehmen optimal für die Nachfolgeplanung aufgestellt werden muss.

Was macht Ihnen als Steuerberater im Joballtag nicht so viel Spaß?

Die Aufgaben eines Steuerberaters und gleichzeitig Geschäftsführers erfordern viel Zeit und Arbeit, unter anderem da sich die Themen ständig ändern. Als Steuerberater hat man nie ausgelernt. Ich muss mich mein Leben lang weiterbilden, Fachliteratur lesen und mich auf Neuerungen einstellen. Oft geschieht das am Wochenende, da unter der Woche keine Zeit bleibt. Das Privatleben kommt dann doch manchmal zu kurz.

Gleichzeitig machen diese neuen Herausforderungen aber auch Spaß, da man nicht stehenbleibt, sondern sich weiterentwickelt. Ich persönlich empfinde meinen Beruf nicht als Arbeit, obwohl es eine ist, da ich so viel dazulerne und so viel Interessantes in meinem Umfeld erlebe. Arbeit und Freizeit geht für mich eher Hand in Hand und nicht strikt voneinander getrennt.

Wie gehen Sie mit den besonderen Herausforderungen als Führungskraft und Berater um?

Mein Ziel in der Beratung ist es, für den Mandanten einen Mehrwert schaffen. Dabei muss ich klar im Kopf sein, strukturiert, konzentriert und positiv. Aufkommender Stress im Joballtag muss mit Ruhe bewältigt werden, Hektik ist kein guter Motor. Zudem versuche ich Herausforderungen immer im Team zu lösen. Auf Partnerebene oder im Gespräch mit den Mitarbeitern, also im Team kommen viel mehr Infos, die zu Ideen führen. Und plötzlich erscheint das Problem oder die Herausforderung dann gar nicht mehr so groß.

Was sind die persönlichen Skills, die ein Steuerberater mitbringen sollte, um erfolgreich zu sein?

Eine gewisse Zahlenaffinität ist selbstverständlich, da es unsere Grundlage ist. Gleichzeitig muss man auch Interesse für das Steuerrecht mitbringen und ein Gefühl für die Anwendung unserer Gesetze entwickeln. In Ergänzung muss ein Steuerberater mit Menschen umgehen können und auch gerne mit ihnen umgehen, um sie zu verstehen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie auf Augenhöhe zu beraten.

Die Digitalisierung hält in jedem Bereich Einzug, auch im Bereich der Steuererklärung und Buchhaltung. Ist der Beruf Steuerberater trotzdem ein Job mit vielversprechenden Zukunftsaussichten?

Standardaufgaben nahmen früher ein großes Zeitfenster ein, das mit der Digitalisierung heute wegfällt. Dadurch entsteht eine Zeitersparnis, die uns viel mehr Möglichkeiten für eine fundierte Beratung oder auch für die Einarbeitung in Sonderthemen wie z.B. die Überbrückung während der Coronazeit schafft.

Aber auch betriebswirtschaftlichen Fragen seitens der Mandanten, wie z.B. zum Verständnis der eigenen Buchhaltung  oder zur Transparenz von Kostenstellen, um aufzuzeigen, was Profit bringt und was eher nur Kosten verursacht, können wir uns heute viel intensiver widmen. 

Eindeutig ist der Beruf des Steuerberaters ist heute wesentlich beratungsintensiver und kreativer geworden als früher.

 

 

Zum Interviewpartner:

Nils Mazur ist seit 2004 Steuerberater und Rechtsanwalt auf Partnerebene bei WMS. Seine Schwerpunkte als Steuerberater und Rechtsanwalt sind die Steuerberatung und die Rechtsberatung bei gesellschaftsrechtlichen und arbeitsrechtlichen Fragestellungen.